Eine Weinkaraffe - von Weinkennern sehr häufig als Dekanter bezeichnet - dient nicht nur dekorativen Zwecken, sondern ist vor allem dafür gedacht, Weine für eine Zeit vor dem Trinkgenuss zu belüften. Denn Sauerstoff lässt die Aromen stärker entfalten. Außerdem wird bei älteren Rotweinen der Bodensatz vom Wein getrennt. Der Markt hält eine riesige Auswahl an Herstellern und Modellen bereit, deshalb möchten wir dir in diesem Beitrag die wichtigsten Fakten zum Dekantieren näherbringen.

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Dekantieren - Pro und Contra

Wenn du dir Expertenmeinungen zum Dekantieren anschaust, wirst du schnell feststellen, dass sich die Geister bei diesem Thema scheiden. Manche Kenner sind Befürworter, manche sind Gegner des "Atmenlassens", eine dritte Gruppe empfiehlt nur bestimmte Weine für diesen Prozess.


Der berühmte Önologe Émile Peynaud, der unter anderem für die großen Weingüter des Bordelais arbeitete, empfahl, das Dekantieren - wenn überhaupt - erst kurz vor dem Trinken vorzunehmen. Alte, vollreife Tropfen sollte man gar nicht dekantieren, da schon nach etwa 30 Minuten das Aroma durch die Oxidation in kurzem Sprüngen zerstört würde. Andere Fachleute raten dazu, wenn es sich um junge, tanninreiche und noch recht verschlossene Rotweine handelt. Klar ist, dass Dekantieren den Geschmack und das Aroma eines Weines auf jeden Fall verändert, wie der ebenfalls sehr bekannte Weinfachmann Hugh Johnson festgestellt hat.

Am besten probierst du es selber einfach aus, damit du deine eigenen Erfahrungen sammeln und dir eine Meinung bilden kannst. Eine gute Methode dafür ist, zwei gleiche Weine zu nehmen, einen zu dekantieren und den anderen eine oder zwei Stunden später zu öffnen und dann zu vergleichen.

Wusstest Du?

Meist spricht man beim Dekantieren nur von Rotweinen. Doch auch Weißweine kann man dekantieren! Allerdings sollte man wie auch bei Rotweine, wenn nur junge und gehaltvolle Weißweine dekantieren.

Was passiert beim Dekantieren?

Zum einen wird durch das dekantieren der Wein belüftet. Dies sorgt für einen beschleunigten Reifeprozess, der den Wein aromatischer und weicher werden lässt.

Übrigens: Wenn es lediglich darum geht, einen Wein mit möglichst viel Sauerstoff in Kontakt zu bringen, spricht man statt von Dekantieren auch von Karaffieren.

Neben dem Atmenlassen und Belüften werden Bodensatz (auch als Depot bezeichnet), Weinstein und andere Schwebstoffe, die häufig bei älteren und alten Rotweinen auftreten, vom Wein getrennt. Dafür kannst du zur Kontrolle entweder den Flaschenhals vor eine Kerze halten, damit du siehst, wann der Bodensatz den Hals erreicht, oder einen speziellen Filter benutzen. Auf jeden Fall muss der Wein vorsichtig und langsam in die Karaffe gegossen werden.

Tipp:

Es gibt sogenannte Dekantierausgießer zu kaufen. Sie werden in den Flaschenhals eingesetzt und sorgen bereits beim Umgießen von der Flasche in die Karaffe oder auch direkt ins Weinglas für eine möglichst große Sauerstoffzufuhr.

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Welche Weine Du dekantieren solltest

Dekantieren: junge extraktreiche Rotweine mit viel Tannin sowie ebenfalls junge, kräftige Weißweine. Am besten nimmst du hierfür eine Karaffe mit einem flachen und breiten Boden, damit möglichst viel Kontaktfläche zwischen Wein und Sauerstoff gegeben ist.

Nicht dekantieren: vollreife, alte Weine; auch viele reinsortige Tropfen wie Tempranillo, Pinot Noir oder Sangiovese können darunter leiden. Möchtest du solche Weine trotzdem dekantieren, verwende eine schmale Karaffe für eine kleine Kontaktfläche.

Unsere Empfehlungen

Die einfachsten Weinkaraffen, die schon für fünf Euro zu haben sind, kennst Du wahrscheinlich aus Restaurants. Normalerweise verkaufen diese Ihren Hauswein in 0,5-, 0,7- oder 1,0-Liter-Karaffen mit Eichstrich. Sie sind im Bodenbereich stark ausgebaucht, damit der enthaltene Wein eine möglichst große Oberfläche zum Belüften zur Verfügung hat. Hier liegt die durchschnittliche Preisspanne für gute Produkte zwischen 30€ und 90€.

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Ein außergewöhnliches Design weisen U-förmige Dekantierer mit zwei Öffnungen auf, einer zum Eingießen, einer zum Ausschenken.

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Tipp: So reinigst du eine Weinkaraffe ohne Anstrengung

Der schmale Hals macht die Reinigung von Dekantern und Karaffen schwierig. Mit einem einfachen Trick geht es wie von selbst. Schütte ein Päckchen Natron oder Backpulver in das Gefäß, gib eine halbe Tasse Essig oder Obstessig dazu und fülle den Rest mit heißem Wasser auf. Anschließend lässt du die Mixtur mindestens 15 Minuten einwirken. Danach spülst du die Karaffe einige Male mit kaltem Wasser aus, bis sie nicht mehr nach Essig riecht. Fertig.


  Zusammenfassung

  1. Eine goldene Regel für das Karaffieren oder Dekantieren gibt es nicht.

  2. Du kannst eigentlich nur durch häufiges Probieren mit verschiedenen Weinen herausfinden, was einem Wein gut tut und was dir besser schmeckt.

  3. Woran Du Dich aber grob orientieren kannst: Dekantiere junge & tanninreiche Weine. Vollreife, alte Weine haben in der Regel nichts in einer Weinkaraffe zu suchen.

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