Rotwein und Weißwein sind die Klassiker. Dem einen oder anderen ist womöglich auch noch der Roséwein geläufig.
Aber was ist nun wieder Orange-Wine? Was macht diesen besonderen Weintypus aus? Wie wird er hergestellt? Und was sind seine besonderen Eigenschaften? Diese und viele weitere Fragen rund um die orangenen Tropfen beantworten wir Dir jetzt!

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Was ist Orange Wine?

Wenn wir der Weintypologie folgen ist zumindest die Herkunft des Namens "Orange Wine" klar, oder? Grundsätzlich leitet sich der Name ebenso wie beim Rotwein von der Farbe ab. Orange Wine zeichnet sich durch seine orangene Färbung aus. Allerdings möchten wir anmerken, dass das Farbspektrum zwischen dunkelgelb bis hin zu einem leichten rötlichen Stich liegt. Der eine oder andere Winzer hat auch bernsteinfarbene Weine im Programm.

Gleichzeitig ist Orange Wine ein "natürliches" Nischenprodukt. Es setzt einen Gegenpol zum klassischen Weißwein, der durch spezielle Herstellungsverfahren mit voller Absicht möglichst hell produziert wird. Eine einheitliche Definition von Oragne Wine nach dem deutschen Weingesetz gibt es bisher allerdings noch nicht.

Ausflug in die Geschichte des orangenen Weines

Der Weinbau hat seine Wurzeln im Altertum. Dabei kommen uns vor allem die Griechen und Römer mit ihrem Rotwein in den Sinn. Tatsächlich reicht auch die Geschichte des orangefarbenen Weins ca. 4.500 bis 5.000 Jahre zurück.

Der Ursprung traditionellen orangenen Weintyps liegt nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen in Georgien. Dort wurde der Wein in speziellen Amphoren (Quevris) hergestellt. Ein Quevri ist das älteste Gefäß der Menschheit für die Weinproduktion. In diesen amphorenartigen Gefäßen vergären die kompletten Trauben inklusive Stängeln, Kernen und Schalen in einer sauerstoffarmen Umgebung. Noch heute wird in Georgien ein Teil des Weins auf diese traditionelle Art hergestellt.

Auch in anderen Teilen der Welt stellte man Wein über viele Jahrhunderte auf diese Weise her. Speziell seit dem späten 20. Jahrhundert erlebt die Herstellungsmethodik auch in Frankreich, Kroatien, Italien, Slowenien und Deutschland eine kleine Renaissance.

Schon gewusst?

Laut dem deutschen Weininstitut begann die Geschichte des deutschen Weins schon vor mehr als 2.000 Jahren.

So wird Orange Wine hergestellt

Für die Herstellung von Orange Wine verwenden Winzer weiße Rebsorten, wobei das Herstellungsverfahren dem von Rotwein entspricht. Nach der Lese der weißen Trauben erfolgt das Einmaischen. Auf diesem Weg lösen sich Gerbstoffe, Aromastoffe und Farbstoffe aus den Schalen der Beeren heraus. Im zweiten Schritt erfolgt die Maischegärung.

Je nach Ansatz des Winzers liegt die Gärzeit bei einigen Wochen bis einigen Monaten. Die dunkelgelbe bis bernsteinfarbene Farbe ergibt sich aus der langen Standzeit. Hier lösen sich mehr Farbstoffe sowie Tannine aus den Beerenschalen. Bei Letzteren handelt es sich meist um Phenole, die vor allem in den Beerenhäuten, Kernen und dem Stil der Traube vorkommen.

In einem dritten Schritt wird die vergorene Maische schließlich gepresst und eingelagert. Für den sogenannten "Ausbau" landet der frisch gepresste Wein wahlweise in Fässern, Betontanks oder traditionellen Amphoren.

Der große Unterschied zum Weißwein besteht darin, dass Winzer diverse Maßnahmen der herkömmlichen Weinaufbereitung nicht verwenden. Das betrifft etwa den Verzicht auf Filtrierung und eine sehr geringe Schwefelung. Auch auf andere Verfahren zum "Schönen" des Weins verzichtet man größtenteils komplett.

Mehr erfahren?

Wenn Du mehr über die Weinherstellung erfahren möchtest, dann schau hier mal nach!

Charakter: Das macht den Orange Wine aus

Typisch für einen Orange Wine ist die hohe Komplexität, die sich aus der Reifezeit und dem langen Maischekontakt ergibt. Charakteristisch ist dabei ein körperreicher Wein, dessen Textur sehr gerbstoffreich ausfällt. Anders als bei einem typisch fruchtigen Weißwein überwiegen oxidative, erdige und würzige Noten.

Diese erinnern im Mund damit weniger an Zitrusaromen, sondern eher an Nüsse, naturtrüben Apfelsaft sowie Kakao. Gerade als Begleiter zum Essen sind die Orange Wines aufgrund ihres herben, trockenen und im positiven Sinne matten Charakters eine interessante Option.

Merke Dir:

Gerichte mit salzigem Grundcharakter wie fester Seefisch, Sushi sowie die mediterrane Küche passen hervorragend zum Orange Wine.

Wo liegt der Unterschied zwischen Orange Wine und Naturwein?

Häufig verwechseln Menschen den Orange Wine mit Naturwein. Allerdings besteht ein deutlicher Unterschied zwischen dem, was wir als Orange Wine kennen und den Naturweinen (Naked Wine). Letztere verzichten zwar ebenfalls auf Schönung, verlassen sich aber ausschließlich auf natürliche Spontangärung ohne Zusatzhefen. Ein Naturwein ist vollständig unbehandelt - ein Orange Wine kann es sein, muss aber nicht.


  Zusammenfassung

  1. Orange Wine ist ein charakterstarker Nischenwein, der sich durch seine Farbe und sein Herstellungsverfahren definiert.

  2. Es handelt sich wohl um eine der ältesten Weinsorten der Menschheit, die man bei uns zunehmend wiederentdeckt.

  3. Der aus weißen Rebsorten nach dem Verfahren eines Rotweins hergestellte Wein, besticht mit typischen Eigenschaften.

  4. Dank seiner Würze und herben Fruchtigkeit mit einem Anklang von Salz rundet er die salzhaltige Küche ideal ab.

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