Bei der Antwort auf die Frage "Ist Wein gesund oder ungesund?" scheiden sich seit vielen Jahren die Geister. Es gibt unzählige Studien, die das eine wie das andere behaupten. Endgültige Beweise pro oder contra Weingenuss, die wissenschaftlich wirklich stichhaltig sind, liegen bis heute nicht vor. Wir möchten Dir mit diesem Beitrag einen Überblick über die wichtigsten Argumente beider Seiten verschaffen.

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Zu viel Alkohol ist schädlich

Zunächst gilt es, einen Punkt klarzustellen, über den sich alle Experten einig sind. Alkohol ist in jeder Form ein Zellgift. Wird er übermäßig genossen, führt er nicht nur zu physischer und psychischer Abhängigkeit, er wird auch für viele Krankheitsbilder bzw. als Verstärker für Erkrankungen verantwortlich gemacht, wenn ein Mensch zu viel Alkohol trinkt. So erhöht er das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen und verschiedene Krebsvarianten. Bei manchen Menschen kann er auch Allergien auslösen.

Schon gewusst?

Frauen vertragen genetisch bedingt Alkohol weniger gut als Männer. Denn das Enzym, das für den Alkoholabbau verantwortlich ist, entwickelt bei Frauen eine geringere Aktivität. Als allgemein anerkannt gilt die Formel, dass Frauen pro Tag höchstens 0,15 Liter Wein trinken sollten, Männer höchsten 0,3 Liter.

Wein und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Zahlreiche Studien kamen zu dem Ergebnis, dass ein moderater Konsum von Rotwein - ein Gläschen pro Tag - sich positiv auf Herz und Kreislauf auswirkt, gut gegen Bluthochdruck ist und vor Herzinfarkten schützt. Zudem soll dadurch das Risiko für einen Schlaganfall gesenkt werden. Wein hat einen positiven Einfluss auf die Zusammensetzung von Blutfetten und fördert den Abbau von schädlichem LDL-Cholesterin. Blutgerinnung und Blutfluss werden verbessert, wodurch die Gefahr von Thrombosen abnimmt.

Schon gewusst?

In Weinkennerkreisen spricht man häufig vom sogenannten "Französischen Paradoxon": Viele Franzosen nehmen täglich deutlich mehr Kalorien zu sich als Deutsche oder Amerikaner. Sie rauchen viel, essen viel Fett und trinken viel Rotwein. Trotzdem leiden sie weniger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einige Forscher glauben, dass dies auf den hohen Rotweinkonsum zurückzuführen ist.

Antioxidantien im Wein

Weintrauben enthalten zahlreiche natürliche Inhaltsstoffe, darunter die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe oder Polyphenole. Zu den wichtigsten Vertretern zählen Resveratrol und Anthocyan, wobei Resveratrol als einer der bedeutendsten "Fänger" von Radikalen gilt. Forscher vermuten, dass diese Antioxidantien sich positiv gegen Krebs, vorzeitiges Altern sowie Alzheimer und Demenz auswirken. Sie befinden sich hauptsächlich in der Schale, den Kernen und den Stielen der Trauben wieder und werden vor allem bei der Gärung roter Reben an den Wein abgegeben. Bis heute sind nicht sämtliche Polyphenole im Wein bekannt, aber vermutlich gibt es noch weitere, die der Gesundheit guttun.

Schon gewusst?

Die höchste Konzentration von Resveratrol enthalten die roten Rebsorten Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und Malbec. (Mehr über die wichtigsten Rebsorten erfährst Du hier!)

Wein und Demenzerkrankungen

Die Theorie, dass Weintrinker weniger gefährdet sind, an Demenz oder Alzheimer zu erkranken, kam zum ersten Mal 1997 auf. In den Folgejahren gab es zahlreiche Studien zu dieser Frage, die alle zu dem gleichen Schluss kamen und sich lediglich in prozentualen Angaben unterschieden. Als besonders wirksam erwies sich Wein in diesem Zusammenhang, wenn er sehr moderat genossen wurde.

Wein und Darmflora

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass sich im menschlichen Darm Millionen Bakterien tummeln und dort zahlreiche Stoffe produziert werden, die für unsere Gehirntätigkeit bedeutsam sind. Je nachdem, welche Nahrungsmittel wir zu uns nehmen, entwickeln und vermehren sich mal die einen, mal die anderen Bakterien besser. Einige davon sind auch für Glücksgefühle zuständig. Vielleicht kannst Du es Dir schon denken: Weingenuss fördert die Bakterien, die für Glücksgefühle verantwortlich sind und obendrein noch die Abwehrkräfte stärken. Es ist also beileibe nicht nur der Alkohol, der uns besser und heiterer fühlen lässt.

Zitat

Dem antiken griechischen Schriftsteller und Philosophen Plutarch wird das folgende Zitat über Wein zugeschrieben: "Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das angenehmste."

Wein, Schönheit und Alter

Bei Messungen von Gesichtsfalten wurde festgestellt, dass diese bei Weintrinkern nicht so tief ausfallen wie bei anderen Menschen. Verantwortlich dafür sind höchstwahrscheinlich die erwähnten Polyphenole, die das Altern der Haut verzögern. Inhaltsstoffe im Wein beeinflussen auch die Follikel in der Kopfhaut, die unsere Haare festhalten, positiv, sodass Weintrinker weniger unter Haarausfall leiden. Im Zusammenhang mit dem Altern kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass eine gute Ernährung, die Vermeidung von Übergewicht und viel Bewegung den Alterungsprozess hinauszögern und die Wirkung dieser Faktoren noch verbessert wird - wenn dazu in Maßen Wein getrunken wird.

Zitat

Ein treffender Spruch dafür, dass Du nicht zu viel Wein konsumieren solltest, um deine Gesundheit nicht zu gefährden, stammt von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten: "Wein saufen ist Sünde. Wein trinken ist beten. Lasset uns beten."


  Zusammenfassung

  1. Wein an sich hat - wie in zahlreichen Studien festgestellt wurde - in vielen Bereichen eine gesundheitsfördernde Wirkung.

  2. Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer und Demenz, Krebs, Bluthochdruck und Schlaganfällen kann durch die sekundären Pflanzenstoffe (Polyphenole) im Wein gesenkt werden.

  3. Wein wirkt sich ebenfalls positiv auf die Darmflora, auf Alterungsprozesse und gutes Aussehen aus.
  4. Entscheidend für die positiven Eigenschaften ist aber in jedem Fall, dass dein Wein- und damit Alkoholkonsum moderat bleibt. Denn Alkohol ist erwiesenermaßen Gift für unseren Körper und verursacht neben Abhängigkeit zahlreiche gesundheitliche Schäden, wenn er im Übermaß getrunken wird.

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