Das Etikett eines Weins liefert in viele Fällen die einzigen Hinweise auf seine Qualität. Anders als erhofft, sind die Angaben darauf aber kryptisch und schwer zu verstehen. Zeit, das zu ändern.

Wir zeigen Dir, auf welche Merkmale des Weinetiketts Du wirklich achten musst, um die Qualität eines Weins einschätzen zu können!

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Vokabelliste

1. Die Qualitätsstufe

Das beste Merkmal, um die Qualität eines Weins am Etikett zu erkennen, ist die Qualitätsstufe. Ihre Angabe ist für Hersteller verpflichtend. Für deutsche Weine gibt es vier Qualitätsstufen, die in aufsteigender Reihenfolge höhere Qualitätsmaßstäbe erfüllen müssen.

Entscheidend für die Einordnung ist neben Qualitätsansprüchen vor allem das Mostgewicht. Das Mostgewicht verrät bereits viel über die zu erwartende Qualität des Weins. Es bezeichnet das Gewichtsverhältnis von einem Liter Most zu einem Liter Wasser bei 20 Grad, also die Dichte bzw. das Gewicht eines Mostes. Dieses wiederum kommt insbesondere durch den Zuckergehalt zustande.

Faustregel

Je höher das Mostgewicht, desto höher die Qualitäts- bzw. Prädikatsstufe des Weins

Diese Qualitätsstufen findest Du auf dem Etikett:

Qualitätsstufe 1: Deutscher Wein

Auf der untersten Stufe steht die Bezeichnung „Deutscher Wein“ (früher Tafelwein). Hierbei handelt es sich um Weine, die keine weitere geografische Herkunft angegeben haben. Dieser Wein muss aber aus in Deutschland zugelassenen Rebflächen und Rebsorten stammen. Der Most darf hier zudem mit Zucker angereichert werden, um den Alkoholgehalt zu erhöhen. Fachleute nennen das „chaptalisieren“.

Qualitätsstufe 2: Landwein

Im Vergleich zum Deutschen Wein ist die Herkunftsbezeichnung beim Landwein enger gefasst. Der Wein muss zu 85 Prozent aus einer spezifischen, geografisch gekennzeichneten Weinregionen in Deutschland kommen – zum Beispiel Sächsischer Landwein oder Landwein Rhein. Meist ist der Landwein geschmacklich trocken bis halbtrocken. Auch hier darf der Most vor der Gärung aber „chaptalisiert“ werden.

Qualitätsstufe 3: Qualitätswein

Steht auf der Flasche die Bezeichnung (Deutscher) Qualitätswein, ist diese geschützt. Weine mit dieser Bezeichnung müssen vollständig aus einem der 13 deutschen Weinanbaugebiete stammen. Außerdem muss er deutlich strengere Kriterien erfüllen: Qualitätsweine werden sowohl im Labor analysiert als auch von Fachleuten verkostet. Das Chaptalisieren ist hier immer noch erlaubt.

Qualitätsstufe 4: Prädikatswein

Der Prädikatswein steht an der Spitze der Weine. Nur Qualitätsweine können mit zunehmendem Mostgewicht entsprechende Prädikate erlangen. Das heißt, dass auch diese Weine amtlich geprüft sind. Anhand der Prädikate kann man Rückschlüsse auf Lesezeitpunkte und den Weintyp ziehen. Ein späterer Lesezeitpunkt (z.B. Spätlese) erhöht den Zuckergehalt und damit das Mostgewicht. Dem Wein wird dann ein besseres Prädikat vergeben. Das Chaptalisieren ist hier verboten.

Die Prädikate in aufsteigender Reihenfolge:

  • Kabinett
  • Spätlese
  • Auslese
  • Beerenauslese
  • Trockenbeerenauslese
  • Eiswein

2. Amtliche Prüfnummer

Eine amtliche Prüfnummer auf dem Etikett eines Weins gibt eine Garantie für einen qualitativen Mindeststandard. Sie wird jedem Qualitäts- und Prädikatswein zugewiesen und dann auf dem Etikett abgedruckt. Du erkennst sie an der Bezeichnung „A.P. Nr.“. Aus ihr kannst Du den Abfüllbetrieb, das Jahr der Qualitätsweinprüfung sowie die betriebsinterne Auftragsnummer des Weines ablesen.

Die Nummer wird nur dann vergeben, wenn die aktuell geltenden Anforderungen analytisch und sensorisch erfüllt wurden. Außerdem müssen die vorgeschriebenen Erntemengen pro Hektar Anbaufläche eingehalten werden.

3. Rebsorte

Erstaunlicherweise ist die Angabe der Rebsorte auf dem Weinetikett nicht verpflichtend. Dennoch wird sie oft genannt. Angaben wie Riesling oder Merlot helfen Dir schließlich dabei, einen geschmacklich passenden Wein zu finden.

Über die Qualität gibt die Rebsorte zwar keine Informationen preis, allerdings beeinflusst sie Duft und Geschmack des Weins. Deshalb kann sie zumindest für Dich entscheidend sein.

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4. Erzeuger

Der (bekannte) Name eines Erzeugers kann ein Qualitätsmerkmal sein. Er hat die Trauben angebaut, gekeltert und vergoren und trägt damit entscheidend zur Qualität des Weins bei. Das Gute: Den Erzeugernamen wirst Du immer auf dem Weinetikett finden. Die Angabe ist nämlich verpflichtend. Dennoch brauchst Du ein bisschen Erfahrung, um gute und schlechte Erzeuger auseinanderhalten zu können.

5. Jahrgang

Der Jahrgang darf nur angegeben sein, wenn mindestens 85 % des Weins aus der Ernte des Jahrgangs stammt. Er sagt aus, in welchem Jahr die Trauben gewachsen und geerntet wurden.

Allerdings ist es schwierig, aus dem Jahrgang Schlüsse auf die Qualität des Weins zu ziehen. Ein guter Wein-Jahrgang ist von Klimabedingungen, Anbaugebiet und dem Fingerspitzengefühl der Winzer abhängig. Als pauschales Qualitätskriterium ist der Jahrgang daher nicht geeignet.

6. Weinlage

Die Lage bietet eine gute Orientierung bei der Qualität des Weins. Jedoch gibt es allein in Deutschland fast 3000 Weinberge, die auf dem Etikett angegeben werden könnten. Demzufolge ist die Angabe eher für Kenner interessant. Darüber hinaus ist sie nicht verpflichtend.


  Zusammenfassung

  1. Vom Etikett auf die Qualität eines Weins zu schließen, ist alles andere als einfach. Das Etikett bietet nur Anhaltspunkte, aber keine eindeutigen Kriterien.
  2. Teilweise sind Angaben Pflicht, teilweise sind sie freigestellt.
  3. Du solltest insbesondere die Qualitätsstufe und die Prüfnummer im Blick behalten. Sie geben eine Garantie für einen Mindeststandard.
  4. Der Erzeugername, die Weinlage und der Jahrgang sind nur interessant, wenn man sich in der Weinwelt auskennt.
  5. Die Rebsorte gibt am meisten nur Auskunft über Duft und Geschmack des Weins.

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