Wein ist ein emotionales Thema, über das wir als Genießer gerne sprechen. Dabei bis auch Du sicher schon über die Frage gestolpert, wo die Unterschiede zwischen teuren und billigen Weinen liegen. Auch die Diskussion, ob teure Weine immer besser sind als günstige Alternativen, hat schon so manche Stunde beim Essen gefüllt. Grund genug, dieser Frage einmal auf den Grund zu gehen.

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Wie entstehen die Preise für Weine?

Während Du die eine Flasche Wein für einen schmalen Taler bekommst, musst Du für eine andere beinahe Deine Niere verkaufen. Aber woher kommen die erheblichen Preisunterschiede? Immerhin wird Wein doch überall auf der Welt nach nahezu gleichen Maßstäben hergestellt.

Massenkompatibilität

Der große Unterschied zwischen eher günstigen und den hochpreisigen Weinen besteht in der Massenkompatibilität. Günstige Weine weisen ein Geschmacksprofil auf, das möglichst vielen Menschen schmeckt. Dementsprechend können durch Skaleneffekte große Mengen hergestellt und vertrieben werden. Je größer die hergestellte Menge, desto geringer kann der Verkaufspreis ausfallen - Angebot und Nachfrage also.

Teure Weine dagegen haben in der Regel einen speziellen Charakter, stammen aus einer Region mit begrenzten Anbauflächen, tragen einen geschützten Namen oder weisen produktionsspezifische Besonderheiten auf. Das macht sie einerseits weniger massenkompatibel und sorgt andererseits für ein geringeres Angebot.

Verpackungskosten

Du zahlst neben dem Wein selbst auch dessen Verpackung. Standardflaschen sind günstiger als gebrandete Reliefflaschen (Glasflaschen mit eingearbeiteten Motiven in Glsform), Schraubverschlüsse sind günstiger als Naturkorken und auch eine Umverpackung kostet Geld. Grundsätzlich gilt: Je aufwendiger die Verpackung (auch die Anzahl der Labels), desto höher ist der Anteil der Verpackungskosten. Wichtig: Je teurer der Wein, desto weniger fallen diese Kosten ins Gewicht.

Marketingkosten

Gerade bekannte Kellereien sowie dahinter stehende Konzerne investieren heute viel Geld in Werbung und Marketingmaßnahmen, um Dir ihren Wein zu verkaufen. Auch diese Kosten werden auf jede Flasche umgelegt.

Weintrauben

Auch die Rebsorten unterscheiden sich nicht nur im Aroma, sondern bestimmen auch den Preis für einen Wein. Während ein Merlot aus Frankreich etwa ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis liefert, gehören die Cabernet Sauvignon Trauben aus dem kalifornischen Napa Valley zu den teuersten Trauben der Welt.

Reifezeit

Guter Wein muss reifen. Das zumindest gilt für Rotweine, die durch die Lagerung in Eichenfässern erst ihren Charakter bekommen. Ein gut gelagerter Wein ist daher immer teurer als ein Wein, der nur kurze Zeit im Holzfass lag.

Wetter & Klima

Wein ist ein Agrarprodukt. Das bedeutet, dass seine Produktion erheblich von den Einflüssen von Wetter und Klima abhängig ist. Fällt die Ernte in einem Jahr z.B. durch eine Trockenheit besonders schlecht aus, steigt der Preis pro Flasche. Das gilt vor allem für Premium-Weine, die so zusätzlich verknappt werden.

Eichenfässer

Auch die Fässer, in denen der Wein lagert, kosten Geld. Ein gutes Fass aus europäischer Eiche kann abhängig von Charakter und Qualität leicht zwischen 600 Euro und 2.500 Euro liegen. Diese Kosten legen die Kellereien ebenfalls auf jede einzelne Flasche um.

Schon gewusst?

Frische Eichenfässer sorgen durch die hohe Tannin-Fracht dafür, dass der Rotwein kräftige Noten von Nelken, Vanille und Muskatnuss erhält. Sogenannte Refill-Fässer (also bereits mehrfach befüllte Fässer) haben weniger Tannine im Holz und sorgen so für ein sanfteres Aroma. Ehemalige Weinfässer werden im Übrigen auch gerne von schottischen Brennereien verwendet, um darin besonders fruchtigen Single Malt Whisky zu reifen.

Sind teure Weine immer automatisch besser?

Wie überall gibt es auch bei Wein einen Zusammenhang zwischen Preis und objektiver Qualität. Sicherlich ist ein hochpreisiger Wein aus dem Premium Plus-Segment besser als ein Tetrapack Wein aus dem Discounter. Allerdings greift auch bei Weinen die sogenannte Grenzertragskurve, die Du vielleicht z.B. aus der Volkswirtschaft kennst. Sie sagt vereinfacht aus, dass der Zugewinn beispielsweise an Qualität mit jedem zusätzlich ausgegebenen Euro geringer wird.

Während der Qualitätsunterschied beispielsweise zwischen einem Wein für 4 Euro und einem Wein für 20 Euro meist immens ist, ist der Unterschied zwischen einem Wein für 20 Euro und 200 Euro nur noch minimal. Der Qualitätszugewinn ist also nicht linear, sondern flacht sich ab. Ab einem gewissen Punkt werden Weine damit in der Regel trotz höherem Preis nicht mehr besser, sondern nur noch seltener.

Besonders alte Weine für etliche hundert Euro können sogar qualitativ schlechter sein als vergleichsweise günstige Weine. Das liegt schlicht daran, dass diese Weine etwa durch den Einfluss des Korkens über etliche Jahrzehnte Lagerdauer negative Eigenschaften entwickeln.

Kurzum:

Teure Weine sind nicht automatisch besser.

Welche Weine Du in welchem Preissegment bekommst

Jede Produktgruppe hat ihre eigenen Preissegmente. Das ist bei Wein nicht anders als bei Autos oder Whiskys. Angefangen von den Discount-Varianten für den absoluten Massenmarkt über die gehobene Klasse reicht das Preisgefüge bis hin zu Ultra Premium Produkten für eine nur sehr kleine Zielgruppe.

Damit Du Dich beim Kauf von Weinen besser orientieren kannst, solltest Du das Preisgefüge kennen. Die folgende Auflistung gibt Dir eine Hilfestellung, wie Du Weine zwischen Discount und Ultra Premium einkategorisieren kannst:

0 Euro bis 4 Euro:

Im sogenannten "Preis Segment" befinden sich Massenweine mit einem massenverträglichen Geschmack. Sie weisen in der Regel weder geschmacklich noch hinsichtlich der Produktion großartige Besonderheiten auf.

10 Euro bis 15 Euro

Das "Premium Segment" bietet Dir als Weinliebhaber eine große Bandbreite an charakterstarken Weinen mit Premium-Qualität.

15 Euro bis 20 Euro

Rein per Definition finden sich im Preisspektrum von 15 Euro bis 20 Euro pro Flasche großartige Spitzenweine der "Premium Plus-Kategorie". Typischerweise gehören zu diesem Spektrum die Premium Weine aus Übersee sowie besondere Weine aus der Region.

20 Euro bis 30 Euro

Im "Super Premium-Sektor" tummeln sich ausgezeichnete Spitzenweine, die bereits etliche nationale und internationale Preise einheimsen konnten. Darunter befinden sich vor allem Weine aus namhaften Spitzenkellereien sowie einzigartige Charakterweine.

30 Euro und mehr

Im "Ultra Premium-Segment" finden sich zahlreiche exzellente Spitzenweine, die das Prädikat "Die Besten der Besten" tragen. Daneben zeichnen sich Weine des "Ultra Premium"-Segments auch durch ihre geringe Auflage aus. Es beinhaltet dementsprechend auch reine Sammlerweine für mehrere hundert bis tausend Euro pro Flasche, die ausschließlich als Wertanlage dienen.

Welcher Wein ist der richtige für Dich?

Diese Frage kannst nur Du anhand Deines Geschmacks und der Erwartungen an das Produkt Wein beantworten. Suchst Du hauptsächlich die berauschende Wirkung des Weines für eine Feierlichkeit, tut es ein Tropfen aus dem "Preis-Segment". Ab gut 5 Euro jedoch bekommst Du bereits qualitative Weißweine, rote Zechwein (Bezeichnung für einen einfachen Wein) oder einen Rosé in guter Qualität als Getränk zum Essen oder für einen lauen Abend.

Weine aus dem "Premium" und "Premium Plus-Segment" dagegen bieten durch ihren Körper bereits eine enorme Aromenvielfalt, die sich mit durch ein Wein-Tasting geschulten Geschmacksknospen hervorragend herausschmecken lassen. Solche Weine sind ideal für die besonderen Momente.

"Super Premium" Weine dagegen eignen sich für Feierlichkeiten, ein besonderes Essen zu zweit oder eine Weinverkostung im Freundeskreis. Die Weine der "Ultra Premium"-Kategorie dagegen sind nur etwas für echte Weinkenner und Sammler.


  Zusammenfassung

  1. Der Preis ist für die Qualität eines Weines entscheidend.

  2. Hochwertige Fässer, exklusive Lagen, begrenzte Mengen und der Aufwand für Produktion und Reifezeit haben ihren Preis.

  3. Allerdings ist ein teurer Wein nicht automatisch der bessere Wein. Es kommt ganz darauf an, was Du von einem Wein erwartest und welche Erfahrungen Du mitbringst.

  4. Glücklicherweise kannst Du Dich an den Segmenten des Weinpreisgefüges sehr gut orientieren.

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